Sanierung zum PlusEnergie-Bau

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Saniertes EFH weist eine Eigenenergieversorgung
von 125% auf.

Architekt Luedi setzt auf solare Energieversorgung

Das Schweizer Atomkraftwerk Mühleberg steht in Sichtweite des 1974 erbauten Einfamilienhauses, das darüber hinaus einen weiten Blick in das Berner Oberland gewährt. Der Hausherr hat sich stark für den Atomausstieg seines Landes engagiert und wollte mit der von ihm beauftragten Sanierung von Architekt Urs Luedi energetische Impulse setzen. Dabei ergaben verschiedene Maßnahmen ein PlusEnergie-Gebäude, dessen Energiebedarf von ehemals 60.723 kWh/a auf 17.185 kWh/a reduziert werden konnte. Durch PV- und Solartechnik ergibt sich jetzt ein jährlicher Solarstromüberschuss von 4.355 kWh/a und damit eine Eigenenergieversorgung von 21.540 kWh/a = 125 %. Im PV-Bereich mit 15 kWp ist eine Leistung von 16.500 kWh/a berechnet, in der Solarthermie 5.040 kWh/a.

Dach-integrierte PV

Zentrales Gestaltungselement sind die beherrschenden Dachflächen, die an ihrer Südwestseite mit 103 m2 PV- und 10,8 m2 Solartechnik (im oberen Dachbereich) die neue Energiegewinnung sicher stellen. Damit dort ein homogener Gesamteindruck entsteht, wurden die monokristallinen PV-Module in den schrägen Bereichen maßgefertigt, die übrigen sind aus der Serienproduktion. Das Indachsystem ist auf einer 8 cm-Lattung aufgebracht, um eine gute Hinterlüftung und damit Kühlung der PV-Elemente zu gewährleisten. Es folgt eine 60 mm-Weichfaserplatte als Unterdachdämmung, dann eine Zwischensparrendämmung über der bereits im Altbau vorhandenen Dämmschicht. Diese Kombination ergibt einen U-Wert von 0,16 W/m2K, vorgeschrieben sind in der Schweiz bei Sanierungen minestens 0,25 W/m2K im Dach. Besonderheit der Dachsanierung sind neben der Maßfertigung der PV-Elemente die flächenbündigen Dachfenster, die als öffenbare Stufenglasfenster mit Dreifachverglasung ausgeführt und auf die PV-Module abgestimmt sind. Sie werden vom PV-Hersteller in Kooperation mit einem Fensterunternehmen angeboten, sichern mit einer zusätzlich integrierten Festverglasung im Obergeschoss einen erhöhten Tageslichtanteil und ersetzen die älteren und kleineren Fenster.
Architekt Urs Luedi weist auf handwerklich anspruchsvolle Details hin: z.B. dass die Fugenbilder und die Übergänge von Holz zum Dach äußerst präzise gesetzt seien. Auch sei die Traufausbildung der PV-Module am Dach mit Untersicht und Rinne ausgeführt. Die Außenführung der Module erfolge auf einer Schiene, die das Wasser gut abfließen lässt. Die Faserzementplatten wurden ohne sichtbare Schrauben montiert.

Energiebedarf um 72 % reduziert – heute Eigenenergieversorgung von 125%

Nicht nur auf dem fast bis zum Boden reichenden Dach ging es um Energie-Effizienz, auch waren im Erdgeschoss die großformatigen Panoramafenster mit Schiebetüren auszutauschen. Statt lediglich auf eine Dreischeiben-Verglasung aufzurüsten, wurden die Holzfenster aus ihrer früheren Position zwischen Holzpfosten, die im 1,50 m-Raster positioniert sind, hinter diese gesetzt.
Die Stauräume der Dachschräge werden als Kleiderschränke, Vorratsräume und Weinlager genutzt, zusätzlich fungieren Sie als Pufferung bzw. ergänzende Außenwand-Dämmung.
Die frühere Ölheizung wurde durch eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sowie eine kleine Wärmepumpe mit 5 kW ersetzt. In der Dachkonstruktion ergaben sich Möglichkeiten zur Führung der Lüftungsrohre und die notwendigen Luft-Ein- und Auslässe, die Lüftungsanlage wurde im Dachboden untergebracht. Der Kamin erhielt eine separate Zuführung der Verbrennungsluft.

Jörg Pfäffinger

www.luedi-architekten.ch
Fotos: architekturfotografie gemper, Bern

Daten:

Baujahr: 1974
213 m2 Energiebezugsfläche
U-Wert Wand: 0,16 W/m2K
U-Wert Dach: 0,16 W/m2K
U-Wert Boden: 0,30 W/m2K
U-Wert Fenster: 1,0 W/m2K (Dreifachverglasung mit g-Wert: 47 %)

Energiebedarf vor der Sanierung: 60.723 kWh/a
Energiebedarf nach der Sanierung: 17.185 kWh/a
Eigenenergieversorgung: 21.540 kWh/a = 125 %
Solarstromüberschuss: 4.355 kWh/a

PV-Modul: Standard-Maße: 1300 x 875 x 6,5 mm

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