Autor: Prof. Dr. Dagmar Everding
Bauen mit Holz – neu interpretiert am Ökotop Heerdt
Eine moderne Architektur, verbunden mit einem siedlungsökologischen Konzept, so lässt sich das Profil der Neubausiedlung im Stadtteil Düsseldorf-Heerdt kurz zusammenfassen. Die Architekten Konrath und Wennemar aus Düsseldorf entwarfen Gebäude, die auf aktuelle Wohnbedürfnisse in der Metropole Düsseldorf eingehen und vom Bauträger Wilma Immobilien AG, Ratingen, in den Jahren 2015 und 2016 realisiert wurden.
Die Einfamilienhäuser verfügen über eine Wohnfläche von ca. 140 qm, ergänzt um einen Keller und um eine großzügige Dachterrasse. Letztere bietet ein geschütztes privates „Grünes Zimmer“. Die Gärten mit Außenterrassen sind klein gehalten und verlangen wenig Pflegeaufwand. Dieses flächensparende Konzept führt zu kleinen Grundstücken, so dass bei den hohen Bodenpreisen in Düsseldorf auch Familien mit Kindern die Chance haben, ein solches Haus zu erwerben und zu finanzieren.
Im Wesentlichen „autofrei“ gestaltete Wege und Platzbereiche ermöglichen es, dass Kinder und alte Menschen sich hier gefahrlos aufhalten können. In Verbindung mit begrünten Sammelcarports und durch Hecken eingefasste Stellplatzanlagen am Rand der Siedlung ergibt sich ein niedriger Erschließungsflächen-Aufwand. Auch dieser Faktor trägt zur Kostengunst der Häuser bei.
Architektur in Holz
Die Architektur der Gebäude findet eine moderne Formensprache. Ein geradezu expressives Siedlungsbild entsteht durch kubische Baukörper, deren Dachlandschaft zwischen Pultdächern und Wohntürmen wechselt. Holzfenster, Holz als Fassadenverkleidung und Gründächer ergänzen als sichtbar ökologische Elemente das architektonische Erscheinungsbild. Für die Holzverkleidung wurde sibirisches Lärchenholz gewählt, das mit der Imprägnierung vorgegraut wurde.
Die energetischen Qualitäten setzen sich aus einer guten Besonnung der großen Wohnraumfenster, einem sommerlichen Wärmeschutz, einer hochwertigen Dämmung (KfW 55) sowie einer regenerativen Energieversorgung durch ein eigenes Biogas-Blockheizkraftwerk zusammen.
Die Gebäude mit ihren prägenden Wohntürmen stehen erhöht – quasi auf Kissen – in der Landschaft. Von den Kissen rinnt in naturnah angelegten Rigolen das Regenwasser von den Dächern in Versickerungsmulden. Auch auf bzw. von den Stellplätzen versickert das Regenwasser.
Der Übergang von der Siedlung mit 33 Reihenhäusern, einem Mehrfamilienhaus (12 Wohnungen) und einer Kindertagesstätte in die öffentliche Grünanlage des Ökotops Heerd gestaltet sich fließend. Das Mehrfamilienhaus liegt an der Krefelder Straße und ergänzt den dort schon vorhandenen mehrgeschossigen Wohnungsbau. Insgesamt sechs Reihenhaus-Zeilen öffnen sich fingerartig zum Landschaftsraum. Die Grünanlage ist nach den Ideen der Permakultur gestaltet und bietet jungen und alten Menschen Erholungs- und Betätigungsmöglichkeiten.
Klassische Win-Win-Situation für die neue und alte Siedlung am Ökotop Heerdt
Die demografische Entwicklung in den bestehenden Wohnbereichen des Ökotops Heerdt führt aktuell zu einem hohen Anteil älterer Bewohner, deren Interesse an einer Bewirtschaftung der Ökogärten nachlässt. Vielleicht gelingt es, die neu hinziehenden jungen Familien für Aktivitäten im Ökotop Heerdt zu gewinnen und z. B. die Gärten wieder mit mehr Leben zu füllen. Auch das Umweltzentrum im Ökotop kann mit seinen Angeboten der Umweltbildung für verschiedene Altersgruppen sowie für Gemeinschaftsbildung von den hinzugezogenen Bewohnern profitieren. Gleichzeitig erhöht das Ökotop die Standortqualität der neuen Siedlung.
Über das Ökotop Heerdt findet man nähere Informationen unter www.oekotop.de sowie in meinem Aufsatz „Ein Wiedersehen mit dem Ökotop Heerdt in Düsseldorf (Juin 2016) – Ökologisches Bauen als Prozess“ veröffentlicht in www.eb-praxis.com/stadtentwicklung.