Neu-Ulm: Effizienzhaus im Altbau – Interview mit Stefan Oehler

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Interview mit Stefan Oehler (Werner Sobek)
am 2.5.2016 in Neu-Ulm

Effizienzhaus Plus im Altbau

„Hier findet die Energiewende im Gebäudesektor statt“, sagt uns Stefan Oehler, Prokurist und Passivhaus Planer, LEED AP und DGNB Auditor bei Werner Sobek Frankfurt, bei der Einweihung am 2.5.2016 in Ulm.

Und weiter: „Da sich die Bundesrepublik verpflichtet hat, bis 2050 den Gebäudebestand fast CO2-neutral zu gestalten, sehen wir hier zwei Praxisbeispiele, wie dieses Ziel erreicht werden könnte. Die jetzt beginnende zweijährige Monitoring-Phase wird zeigen, ob die berechneten Werte realitätsnah sind. Die beiden Altbauten wurden von der Neu-Ulmer Wohnungsgesellschaft NUWOG zur Verfügung gestellt. Die Gebäude aus dem Jahr 1938 waren (bauphysikalisch gesehen) in einem desolaten Zustand: Wir mussten unser Sanierungs-Konzept also an besonders ungünstigen Objekten testen. Hierbei ging es einerseits um die Demonstration der Machbarkeit auf technischer Ebene – andererseits durfte der Kostenrahmen von 1.600 Euro/m2 nicht überschritten werden, also nicht über Abriss- und Neubaukosten.
Technisch gesehen war die Sanierung zum Plus-Energie-Gebäude relativ leicht machbar, die besondere Herausforderung lag im Bereich der Wirtschaftlichkeit. Die Gebäude in Neu-Ulm waren die ersten Plus-Energie-Sanierungen dieser Art in Deutschland und wir werden daraus lernen.“

Pfäffinger: Ist dieses Objekt heute schon wirtschaftlich?

Oehler: „Global gesehen ist eine derartige Maßnahme die billigste Lösung, um Klimawandel, Klima-Flüchtlingsströme, etc. einzudämmen. Wenn man es aus dem Blickwinkel eines Investors sieht, der das Objekt in fünf Jahren abgeschrieben haben will, ist das Ergebnis mit den aktuellen Randbedingungen für Sanierungen allerdings noch nicht befriedigend.“

Pfäffinger: Woran liegt die derzeitige unbefriedigende Wirtschaftlichkeit?

Oehler: „Dazu benötigen wir, neben mehr Erfahrungen, mehr realisierte Sanierungen dieser Art sowie wesentlich mehr Vorfertigung. In den Niederlanden werden derartige Projekte mit fünfstelligen Beträgen, Contracting und praxisorientierter Vorfertigung in zehn Tagen durchgeführt.“

Foto Stefan Oehler: Jörg Pfäffinger

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