Ein Gespräch mit Noah Heynen, Geschäftsführer der Helion-Solar
Das Unternehmen wurde vor acht Jahren als PV-Anbieter gegründet und hat heute 120 Mitarbeiter an elf Standorten in der Schweiz. Im Programm standen anfangs Lieferung und Montage von PV-Anlagen. Um breiter aufgestellt zu sein, wurde Helion-Solar Anfang 2015 an Alpic, den größten Schweizer Gebäudetechniker verkauft. Damit wurden die Themen der kompletten Haustechnik integriert. Heute geht es bei Helion-Solar verstärkt auch um Speichertechnologien.
Herr Heynen, Sie haben ein energieautarkes MFH in CH-Brütten mit PV- und Speicherelementen ausgerüstet <Link zum Beitrag>.
Heynen: „Das Konzept eines Mehrfamilienhauses ohne Zuleitungen hat uns überzeugt – es hat ein Alleinstellungsmerkmal und demonstriert, was mit PV-Technik heute schon möglich ist.“
Frage: Sie haben Erfahrung mit dem Thema?
Heynen: „Bisher haben wir ca. 3.000 PV-Anlagen ausgeliefert, aktuell verkaufen wir bei Helion jede 10. PV-Anlage mit Speicher. Das hat weniger mit Wirtschaftlichkeit als damit zu tun, dass die Kunden von der Energiewende begeistert sind – wie auch beim Objekt in Brütten.“
Frage: Sind Stromspeicher denn heute schon wirtschaftlich?
Heynen: „Speicher im EFH werden ab ca. 2020 wirtschaftlich sein.
Seit 2014 dürfen wir in der Schweiz den eigenen PV-Strom selbst verbrauchen. PV-Strom von der eigenen Anlage ist in der Schweiz mit 15 Rappen heute schon günstiger als Strom aus dem Netz, der 21,6 Rappen kostet.“
Frage: Der alte Streifall – Solar-Wärme gegen PV-Energie.
Heynen: „Solarthermie kostet 25-27 Rappen/kW, PV dagegen 15 Rappen. Zusätzlich ist die Technik der Solarthermie anfälliger.
Mit den 15 Rappen pro kW können über einen Wärmepumpen-Boiler 2-3 kW Wärme erzeugt werden. Zwar ergibt der Einsatz einer Wärmepumpe Zusatzkosten von 5 Rappen, aber durch den Faktor 2-3 ergeben sich schließlich Wärmegestehungskosten über PV von ca. 8 Rappen – die sind heute schon vergleichbar mit denen von Gas- und Ölheizungen.“
Frage: Oft wird Elektromobilität als Speichererweiterung propagiert: die Akkus der Elektro-PKWs sollen als zusätzliche Speicher der Netze dienen. Ihre Meinung dazu?
Heynen: „Natürlich soll ein Elektro-PKW in einem EFH intelligent geladen werden: bei wenig Sonne sollte er langsamer geladen werden.
Und langfristig werden die E-Autos zum Fahren dienen, nicht zur Speicherung im Netz. Wer weiss denn schon, wann die PKWs wann und wo stationiert sind? Deren Akkus werden zum Fahren gebraucht. Nachts wird eher geladen. Die Zukunft der Elekromobilität hängt von der Entwicklung der Speicher-Technologie und den landesweit installierten Ladestationen ab.“
Frage: Wohin geht die Energie-Entwicklung in der Schweiz (und in anderen Ländern)?
Heynen: „Die Zukunft wird eine neue Energiewelt sein, die geprägt sein wird von dezentralen Prosumern, die also einen Teil der Energie selbst produzieren (durch PV), und ihn selbst verbrauchen. Dies wird durch intelligente Haustechnik (Lüftung, Klima, Kühlung, Warmwasser, Speicherung) geschehen. Diese Prosumer werden durch ein IT-System vernetzt und damit Kern der neuen Energiewelt sein. Was die Prosumer nicht liefern können, wird von überregionalen Netzen bzw. Kraftwerken zur Verfügung gestellt. Das Netz gilt als eine Art Versicherung.“
Frage: Welche Rolle spielen denn dann noch die klassischen Energieversorger?
Heynen: „Unternehmen wie wir werden mit regionalen Energieversorgern kooperieren. Denn diese EVUs haben am Ort einen guten Ruf und es wird ihnen Vertrauen entgegen gebracht. Ich könnte mir ein White-Labeling vorstellen, indem wir Verträge mit E-Lieferanten abschließen, dass diese unter ihrem Namen PV-Anlagen verkaufen, die wir bauen. Als Ergänzung könnte die EVU diese Anlage finanzieren. Ein Argument dafür könnte lauten: der Endkunde zahlt pro kWh ca. 18 Rappen, also weniger als vorher. Die EVU macht es also wie immer: sie produziert Strom. Nur diesmal den, der auf dem eigenen Dach bzw. der Fassade produziert wurde.
Ein weiteres neues Geschäftsmodell für EVUs wäre der Quartierspeicher am Energie-Knotenpunkt. Dabei kann der Kunde Strom einspeichern oder beziehen.
Im Gegensatz dazu fusst die heutige Energiepolitik mit ihrem Regulatorium darauf, dass Energie zentral produziert wird. Das ist nicht zukünftig.“
Frage: Das Objekt in Brütten wird Vorbild sein?
Heynen: „Ich bin nicht der Meinung, dass es in Zukunft nur energieautarke Gebäude geben wird. Das Objekt zeigt aber, dass es heute bereits marktreife Technologien gibt, denn es wurden dort keine Prototypen verwendet. Ich glaube, es wird auch zukünftig Netzzuleitungen zu Gebäuden geben. Um evtl. auf teure Speicher verzichten zu können, wird die Speicherung jedoch im Netz erfolgen. Wie gesagt, wird der Großteil selber produziert und das Netz dient als eine Art Versicherung, wenn es nicht reicht.“
Die Fragen stellte Jörg Pfäffinger
www.helion-solar.ch